Normalerweise vermeide ich es Reproduktionen zu kaufen…
…aber diese ist wirklich interessant, nicht (nur) wegen der Reproduktionsmethode oder dem Motiv, sondern auch für eine handschriftliche Korrektur.
Die Reproduktion ist das Foto eines Plans aus der Planungsphase der damaligen “Irrenanstalt zu Göttingen”, datiert auf Januar 1863, dem Jahr als der Bau begann. Die Tatsache, dass es sie fotographisch erstellt wurde, spricht dafür, dass sie mindestens 25 Jahre alt ist. Es zeigt die St.-Lukas-Kirche im Zentrum des Innenhofs. Hier eine heutige Ansicht aus der gleichen Perspektive (weitere Ansichten bei Wikimedia Commons:
Bild von Simon-Martin, CC BY-SA 4.0
Sie steht auch heute noch, wobei es einige kleine Unterschiede zu der Zeichnung gibt. Es ist allerdings nicht klar, ob es schon Änderungen bei der Ausführung gab, oder ob es sich umnachträgliche Änderungen handelt.
Geschichte
Heute auch unter Uni-Mitarbeitern kaum bekannt, war die Einrichtung einst Teil der Universität. 1954 wurde sie als “Niedersächsische Landeskrankenhaus” von der Uni getrennt und dann 2007 als “Asklepios Fachklinikum Göttingen” privatisiert. Die Asklepios Gruppe hat eine ausführliche Dokumentation der Geschichte veröffentlicht. Zur Baugeschichte findet sich mehr im Denkmalatlas Niedersachsen. Die Einrichtung hat auch ein eigenes Museum / Sammlung, das aber nur selten offen ist.
Seelischerkrankte Krankenhaus
Das wirklich interessante ist allerdings die Änderung, an der Überschrift, die jemand mit einem Kugelschreiber vorgenommen hat: Es wurde “Irrenanstalt” durchgestrichen und durch “Seelischerkrankte Krankenhaus” ersetzt, ob die Handschrift ein Indikator für psychische Gesundheit gelten kann, wäre pure Spekulation. Aber was sicher der Fall ist, dass hier jemand die schon seit Jahrzehnten ungebräuchliche Bezeichnung “Irrenanstalt” als nicht mehr zeitgemäß, vielleicht sogar abwertend, empfand und daher ersetze. Als Ersatz es als Krankenhaus für “Seelischerkrankte” zu bezeichnen, statt des neutraleren “Psycharisches”, könnte auch ein Indikator für den Hintergrund bzw. die Entstehungszeit sein.